„Hab ich mich verfahren? Hier soll die Klinik sein?“ Ich war sehr erstaunt, als ich im Oktober 2024 aus dem Auto stieg und mich eine grüne Oase mit Vogelgezwitscher empfing und ich ein Haus, das so gar nicht nach Klinikgebäude ausschaute, am Ende des Fußweges erblickte.
So angenehm, wie die Umgebung anmutete, war auch der Empfang. Keine Hektik und Druck wie ich es aus „normalen“ Kliniken kenne, sondern Zugewandtheit und Freundlichkeit waren bestimmend. Das hat auf mich einen starken Eindruck gemacht. Um miteinander in Beziehung zu gehen, sich auf den anderen einzulassen, dazu braucht es Zeit. Die nehmen sich die Menschen hier und das ist meiner Ansicht nach auch ein Teil des Gesundungsprozesses. Der positive Eindruck verstärkte sich für mich, als ich mein Zimmer mit dem Blick in die Weite des Tals gezeigt bekam. Da wusste ich: hier kann ich gut sein.
Der ganzheitliche Ansatz der Klinik am Steigerwald zeigt sich für mich auf vielen Ebenen: Sei es durch die Lage, die zu Waldspaziergängen einlädt (etwas, was ich mit großem Vergnügen machte - und was ich Zuhause eher langweilig finde), oder sei es durch das gesunde und „trotzdem“ sehr leckere Essen. Für mich fügten sich viele einzelne Bausteine zusammen, die zu meiner Gesundung beitrugen. Mit anderen Patienten gemeinsam zu essen, Kontakte zu schließen, Tischtennis zu spielen oder mal zum (heimlichen) Kuchenessen nach Volkach zu fahren, hat mir einfach Freude bereitet. Und auch zu sehen, wie von einer Krankheit gebeutelte Menschen selbst in der kurzen Zeit meines Aufenthaltes positive Fortschritte machten.
Ich hatte auch nie in der Klinik am Steigerwald das Gefühl, meine Krankheit zu sein, sondern ich wurde als ein Mensch wahrgenommen, der wieder in die Balance gebracht werden musste. Und das Ziel wurde mit vereinten Kräften angestrebt, gleichwohl immer gut dosiert, mit vielen ruhigen Phasen und langen Pausen dazwischen. Ich bekam Psychotoniktherapiestunden, durfte mich im therapeutischen Bogenschießen versuchen, bekam Physiotherapie und Akupunktur. Ich hatte zwei psychotherapeutische Sitzungen und es ergab sich für mich die Möglichkeit an einer Qi Gong-Nachmittagsgruppe teilzunehmen, was für mich ein Segen war, da ich als Morgenmuffel das täglich angebotene MorgenQiGong nur im ineffektiven Halbschlaf hätte bewältigen können. Jeden Tag sah ich meine Ärztin (oder am Wochenende einen anderen freundlichen und kompetenten Arzt), die sich nach meinen Befinden erkundigt hat, Puls- und Zungendiagnose machte, um zu sehen, ob die speziell auf mich zugeschnittene Chinesische Heilpflanzenrezeptur schon positive Auswirkungen zeigte oder eventuell geändert werden müsste. In der ersten Woche haben die guten Geister des Pflegepersonals noch die Rezepturen für mich gekocht und dann nach einem Einführungskurs, durfte ich selbst köcheln. Am Anfang dachte ich, wie blöd, auch noch selbst brauen, aber dann habe ich doch gecheckt, dass das eine gute Vorbereitung für ein entspanntes Kochen Zuhause ist.
Mein Fazit: Ich habe mich in den Wochen dort sehr wohl gefühlt, meine Knieprobleme sind verschwunden - was ich phänomenal finde, da ich meine Fühler schon in Richtung OP ausgestreckt hatte -, und was die Osteoporose betrifft: Ich habe noch keine weitere Knochendichtemessung durchgeführt, kann aber definitiv sagen, dass ich mich kräftiger und stabiler fühle. Da ich eine ganz gute Körperwahrnehmung habe, vertraue ich darauf, dass die Behandlung und die Chinesischen Rezepturen ihre Wirkung getan haben und tun. Jetzt lasse ich meinem Körper ein wenig Zeit, um Osteoklasten und Osteoblasten wieder in die Balance zu bringen und dann gibt es vielleicht irgendwann einen DexaScan ( Knochendichtemessung) - oder auch nicht…
August 2025
Heike Tiersch