Restless-Legs und Polyneuropathie

Erfahrungsbericht einer Patientin mit Restless-Legs

Ihr Lieben,

in diesem Bericht versuche ich einmal meine Erlebnisse in der TCM-Klinik am Steigerwald niederzuschreiben.

Das Haus liegt ganz idyllisch mitten im Wald auf einer Anhöhe, einige Kilometer weit entfernt vom nächsten Ort. Die Zufahrt ist recht abenteuerlich. Man vermutet unweigerlich man habe sich verfahren. Ich habe meinen Besuchern gesagt: „Von dort wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen noch ein paar Kilometer weiter – dann seid ihr richtig.“

Die Klinik kann ca. 35 stationäre Patienten in Ein- und Zweibettzimmern aufnehmen und verfügt zusätzlich über einige Gästezimmer.

Während meines Aufenthalts waren dort 15 Ärzte, 7 Körpertherapeuten, 15 Krankenschwestern, 2 Krankenpfleger, 2 Apotheker, 2 Patientenbetreuer, mehrere Köche, Küchenhilfen, Praktikanten, Hausmeister, Gärtner und Bürofachkräfte beschäftigt.

Jeder Patient wird täglich von einem ihm zugeordneten Arzt behandelt, der zunächst in einem ausführlichen Aufnahmegespräch alle relevanten gesundheitlichen Probleme abfragt und schriftlich festhält. In den folgenden Wochen werden regelmäßig Blutdruck-, und Gewichtsentwicklung, Laborergebnisse von Urin und Bluttests,  Puls- und Zungendiagnose kontrolliert und schriftlich dokumentiert. Zusätzlich wird man einmal pro Woche in einer Visite einem Ärztegremium vorgestellt.

Nach ärztlicher Vorgabe stellt eine Apothekerin ein spezielles Medikament, einen sog. Dekokt, zusammen. Die dafür benötigten Kräuter werden vom Anbau bis zur Verwendung einer mehrfachen strengen Kontrolle auf evtl. Schadstoffe durch zertifizierte Institute unterzogen und nochmals in der hauseigenen Apotheke kontrolliert. Man wünschte sich, dass auch die Produkte der Pharmaindustrie so intensiv geprüft würden.

Im Gegensatz zu den Chinesen, die mehrere Hundert Kräuter verwenden, benutzen die Apotheker der Klinik ca. 80 Kräuter – angepasst an den westlichen Patienten.

Das fertige Dekokt trinkt man verdünnt über den Tag verteilt in kleinen Schlucken aus. Es soll die Blasen- und Darmtätigkeit so anregen, dass vorhandene Schlackenstoffe ausgeleitet werden. Im Gegensatz zur Schulmedizin gehen die TCM-Ärzte davon aus, dass dieser Vorgang nicht vollständig durch das Organ-System des Menschen geleistet werden kann.

Ziel ist eine Blasen- und Darmentleerung mit deutlich „mistigem Duft“ (wenn die Ausscheidungen wie ein Misthaufen riechen, ist die Ausleitung erfolgreich). Wir haben uns alle redlich bemüht, unsre Ärzte in dieser Hinsicht zufrieden zu stellen. Die Absauganlagen der Toiletten waren entsprechend ausgestattet!!!

Täglich erhält man entweder eine Körpertherapie oder eine Akupunktur (auch Moxibustion). Dazu gesellen sich QiGong-Übungen, Feldenkrais, Kommunikatives Bewegen, Psychotherapie, Japanisches Bad, Schröpfen, Blutegelbehandlungen, Abendfasten, Linsenbäder, Fußeinreibungen, Leibwickel und Auflagen. In wärmeren Jahreszeiten kann man den Barfußpfad benutzen und Therapeutisches Bogenschießen durchführen.

Zusätzlich angeboten  werden Vorträge über Chinesische Medizin, Ernährung, Krankheitszeichen, Fragestunden, Übungserklärungen, Herstellen der Dekokte, Vegetarische Ernährung. Zwei Patientenbetreuerinnen sorgen mit Singen, Basteln, Kaffee- und Teestunden mit guten Gesprächen und Fahrten in die Umgebung für Abwechslung. Im nahe gelegenen Wald kann man stundenlang spazieren gehen.

Die Verpflegung ist rein vegetarisch und sehr, sehr lecker. Für Patienten mit Unverträglichkeiten gibt es ein extra Diät-Büffet. Auch die männlichen Patienten –bis auf einen unverbesserlichen Fleischfanatiker- waren voll des Lobes über das Essen. In einem großen Garten mit Gewächshaus werden Kräuter, Salate und Gemüsesorten gezogen.

Erstaunlich fand ich die hohe Anzahl von Ärzten, Krankenschwestern und Hebammen unter den Patienten.

Gleich zu Beginn fiel mir der sehr freundliche Umgangston auf, der überall herrschte. Wir Patienten standen im Mittelpunkt. Es wurde alles für uns getan. Wünsche und Anregungen wurden nach Möglichkeit schnellstens erfüllt. Eine Patientin hatte sogar ihren Hund dabei.

Patientenküchen, Schuhputzräume mit entsprechenden Pflegemitteln, Waschmaschine, Trockner, Fernsehzimmer,  Patienten-PC, ein  großzügiger Aufenthaltsraum  mit Spielen  und Büchern, mehrere Leseecken mit bequemen Sitzmöbeln, Bastelmaterialien, Klavier, Gitarre, ein Hörsaal mit einem Flügel, gut ausgestattete Körpertherapieräume – alles vorhanden. In einem Pavillon mit Liege- und Sitzmöglichkeiten konnte man ganz nach Lust und Laune entspannen.

Und zu meiner großen Freude gab es mehrere Vogelhäuschen, die regelmäßig von einer Försterin/Gärtnerin/Patientenbetreuerin (alles in einer Person) gut bestückt wurden. Dort tummelten sich neben verschiedenen Specht- und Meisenarten, Kleibern, Sperlingen, Buchfinken auch braune und schwarze(kanadische) Eichhörnchen, die den Vögeln so manche Nuss stibitzen.

Meine persönliche Behandlung sah folgendermaßen aus:

RLS: Schulmedizinische Medikamente beibehalten, die Tilidin Gaben langsam zurückfahren. Ich schaffte es von max. 6 Gaben à 12 Tropfen pro Tag auf 2 Gaben à 8 Tropfen und werde zu Hause weiter reduzieren. Die Anfälle waren weniger heftig und setzten später am Tag ein als zu Hause. Nachts allerdings noch Unruhe.
Behandlung: Dekokte, Akupunktur, Körpertherapie, Linsen-Fußbäder und Fußeinreibungen.

PNP: Bis auf ein Manschettengefühl an der linken Ferse gingen die Missempfindungen und Schmerzen am rechten Fuß und an den Beinen zurück. Behandlung: Dekokte, Akupunktur Körpertherapie, spez. Fußgymnastik.

Arthrose: Die Schmerzen in beiden Knien gingen zurück, ich konnte die Knie wieder stärker beugen, die Gehstrecke verlängerte sich bereits nach der ersten Körpertherapie-Behandlung gewaltig. Ich konnte auf einmal wieder gut und weit laufen. Rückschläge musste ich aber hinnehmen. „Sie sind zu ungeduldig“, bekam ich von der Chefin der Abteilung zu hören!!!
Behandlung: Dekokte, Körpertherapie, QiGong, Akupunktur mit Moxibustion .


Die Körpertherapeuten wenden unterschiedliche Techniken an wie z.B. Psychotonik, Tuina, Shiatsu, Cranio-Sacral-, Fußreflexzonentherapie und Akupunktmassage; wobei sich jeder Therapeut ein eigenes Vorgehen erarbeitet hat.

Wir konnten erstaunliche Erfolge bei langjährigen Patienten beobachten. Eine Patientin (ca. 50 Jahre alt) saß vor 8 Jahren schulmedizinisch austherapiert mit Pflegestufe II im Rollstuhl. Inzwischen läuft sie in einem „Affentempo“ mit ihrem Hund durch den Wald (wir haben es mit eigenen Augen gesehen). Ihre Versicherung bezahlt jedes Jahr einen Aufenthalt zur Kontrolle und evtl. Neueinstellung der Medikamente in der Klinik.

Ein anderer Patient quälte sich zwar noch langsam am Rollator durchs Haus. Aber er lag zwei Jahre zuvor noch fast bewegungsunfähig fest im Bett. Er war glücklich, dass er sich wieder aus eigener Kraft fortbewegen und sogar Auto fahren konnte. Er verbat sich selbstbewusst jede Hilfe und übte und trainierte verbissen am Rollator sein Gangbild.

Auch Kinder werden und wurden behandelt. Zu meiner Zeit waren lediglich ein junges Mädchen anwesend, das durch einen Impfschaden geistig geschädigt wurde und unter epileptischen Anfällen litt (manchmal bis zu 4 in einer Nacht) sowie eine Jugendliche mit Rheuma.

Die häufigsten Krankheiten, die während meines Aufenthalts diagnostiziert und behandelt wurden waren Arthrose, RLS –häufig in Kombination mit PNP-, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Migräne, Folgen von Medikamentenmissbrauch, Rheuma, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Depressionen, Burn-out, Panikattacken.

Bei vielen Patienten stellen sich Erfolge erst nach dem Aufenthalt in der Klinik ein. Einige Patienten wiederholen den Aufenthalt in regelmäßigen Abständen. Wobei viele als Selbstzahler auf ihren Jahresurlaub zugunsten einer Behandlung in der Klinik verzichten.

Einige Wochen nach Klinikaufenthalt konnte ich die Tilidin-Gaben weiter reduzieren. Inzwischen nehme ich maximal 2 mal täglich 4 bis 5 Tropfen. Ganz ohne RLS-Beschwerden bin ich nicht. Aber tagsüber meldet sich der Bewegungszwang erheblich seltener als vor dem Aufenthalt. Nachts kann ich länger ohne Unterbrechung schlafen. Ich nehme die Dekokte weiter ein, auch die von mir in Eigenregie reduzierten Dopaminagonisten und Opioide.

Zu den Kosten:

Bevor man die Klinik aufsucht, sollte man unbedingt mit seinem Hausarzt alle relevanten Unterlagen zusammenstellen (Arztberichte, aus denen hervorgeht, dass man schulmedizinisch
„austherapiert“ ist.) Der Hausarzt sollte ein Ärztliches Attest für die Krankenkasse ausstellen mit Begründung und Bitte um Kostenübernahme. Auf der Homepage der Klinik kann man ein Beispiel für eine solche Bescheinigung finden.

Die Klinik rechnet pro Aufenthaltstag einen Basispflegesatz und einen Abteilungspflegesatz ab. (Genaueres auf der Homepage.) Fast alle Krankenkassen –sowohl private als auch gesetzliche- lehnen zunächst grundsätzlich die Kostenübernahme ab.
 
Begründungen der Kassen für eine Ablehnung:

  1. Eine solche Behandlung ist auch ambulant durchführbar oder im Rahmen einer Reha- Kur.

    Antwort: NEIN! Die Chinesische Arzneitherapie verlangt eine permanente Verlaufskontrolle durch die behandelnden Ärzte und sehr häufig mehrmaliges Wechseln der Medikation – auch während eines Tages.

  2. Bei der Traditionellen Chinesischen Therapie handelt es sich um Methoden ohne nachgewiesene Wirksamkeit.

    Antwort: NEIN! Diese Auffassung steht nicht im Einklang mit der obergerichtlichen Rechtsprechung. Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist jegliche ärztliche Tätigkeit als Heilbehandlung anzusehen, die durch die betreffende Krankheit verursacht worden ist, sofern die Leistung des Arztes von ihrer Art her in den Rahmen der medizinisch notwendigen Krankenpflege fällt und auf Heilung oder Linderung der Krankheit abzielt. (Sogar die Beihilfestellen der Länder akzeptieren diese Behandlung und erstatten die Kosten.)


Sollte die Krankenkasse ablehnen, gibt die Klinik Argumentationshilfe und Hilfestellung beim weiteren Vorgehen.

Ich persönlich habe meiner Krankenkassen einen deftigen und sehr anschaulichen 24- Stunden-Erlebnisbericht gesendet – Überschrift: „Quälerei“- und zu einem Kontroll-Besuch bei uns zu Hause eingeladen! Daraufhin bekam ich eine Zusage (ohne Kontroll-Besuch!!) für einen einmaligen maximal 4-wöchigen Aufenthalt auf Kulanzebene.

Mein Rat: Hartnäckig bleiben; vor Eintritt in die Klinik alle Fragen schriftlich abklären; die Hilfe der Klinik annehmen. Die Homepage (www.tcmklinik.de) ist sehr umfangreich und gut gegliedert.

Vera

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Sie können Kontakt aufnehmen

Dieser ehemaliger Patient/diese ehemalige Patientin der Klinik am Steigerwald ist bereit, mit Ihnen in Kontakt zu treten und von ihren Erfahrungen zu berichten.

Die Kontaktdaten erhalten Sie durch die Klinik am Steigerwald. Ihre Ansprechpartner sind Bettina Meinnert und Michael Brehm. Telefon: 09382/949 203.


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