Schmerzen, Depressionen, Burn Out, Übergewicht

Elke Neutz
Verwaltungsjuristin, Jahrgang 1952

Gab es eine Zeit ohne Schmerzen? Ich kann mich nicht daran erinnern. Als meine KlassenkameradInnen eingeschult wurden, lag ich jedenfalls – mal wieder – mit einer schweren Angina im Bett. Etwa im 14ten Lebensjahr folgte Rheuma und später die unumgängliche Entfernung der Rachenmandeln. Zwei Jahre danach begann die intensive Behandlung der ständigen Rückenschmerzen. Im Laufe der Jahrzehnte breiteten sich Schmerzen und Steifheit auf die ganze Wirbelsäule, die Beine einschließlich Achillessehnen, Arme, Hände und Finger aus.

Über 40 Jahre lang habe ich wohl alle relevanten schulmedizinischen und viele Behandlungsmethoden der Naturheilkunde über mich ergehen lassen. Ein nachhaltiger Erfolg trat nicht ein. Zuletzt hat wegen der langen Einnahme starker Schmerzmittel auch der Magen rebelliert.

Zudem führte die massive Verschlechterung meiner beruflichen Situation über einen ersten Nervenzusammenbruch Mitte der neunziger Jahre zu Depressionen, immensem Übergewicht, zusätzlichen Schmerzen, Hitze-/Schweißattacken und immer wieder zu Erschöpfungszuständen bis hin zum totalen Zusammenbruch.

Als ich Anfang 2007 zum ersten Mal in die Klinik am Steigerwald kam, hatte ich eine Tüte mit verschiedenen starken Schmerzmitteln, Magentabletten, einem Antidepressivum und einem Schilddrüsenpräparat dabei. Meine täglichen Grundnahrungsmittel. Zwei Wochen später war das Sortiment auf das Schilddrüsenpräparat reduziert. Dabei ist es abgesehen von der höchst seltenen Einnahme eines rezeptfreien Schmerzmittels wegen eines verstauchten Fußes o.ä. geblieben.

Stattdessen trinke ich meinen Dekokt, den Tee aus chinesischen Heilkräutern, der meinem jeweiligen Gesundheitszustand entsprechend für mich zusammengestellt wird, ernähre mich weitgehend vegetarisch und mit warmen Speisen, mache QiGong und bekomme gelegentlich Akupunktur oder eine der chinesischen Medizin entsprechende Körpertherapie und mache Psychotherapie.

Diese unsäglichen Versuche, mein komplexes Krankheitsbild soweit aufzudröseln, dass man Einzelteile findet, die zu irgendeiner Pille passen, hat endlich ein Ende. In der chinesischen Medizin ist das nicht erforderlich. Auch sind die Wechselwirkungen von Körper und Seele für sie kein Problem. Aufgrund des ganz anderen Therapieansatzes sowie durch Zungen- und Pulsdiagnostik können offensichtlich viel mehr Erkenntnisse über meinen Zustand und die erforderlichen Therapien gewonnen werden.

Ich werde auch nicht mehr auf ein gerade akutes einzelnes Symptom reduziert, sondern meine ganze Krankheitsgeschichte wird berücksichtigt. Das gilt auch für die oben nicht aufgeführten „Nebenkriegsschauplätze“ und Operationen, die nach – offensichtlich falscher – landläufiger Meinung keinen Zusammenhang mit meinem jeweiligen aktuellen Gesundheitszustand haben sollen. Und es finden auch solche Unpässlichkeiten Beachtung, die sonst in der Medizin als irrelevant angesehen werden. Ja, ich habe sogar schon mehrfach mit Erstaunen erlebt, dass meine TCM-ÄrztInnen gerade aus solchen „Nebensächlichkeiten“ ganz präzise Schlüsse gezogen haben.

Während ich das schreibe, wird mir klar, dass Geborgenheit nicht das Einzige ist, das ich außerhalb der Klinik am Steigerwald nicht habe. Nur dort sind Menschen, die mich als Ganzes wahrnehmen. Dort muss ich nicht ständig unendlich viel Kraft und Energie für die Erklärung von Hintergründen und Zusammenhängen aufbringen, die dann auch noch häufig genug nicht die für mich erforderliche Klarheit herbeiführen. Außerhalb von Psychotherapien hat ja auch noch nie jemand so schnell meine unerschütterlich erscheinende Fassade durchschaut wie die TherapeutInnen in der Klinik am Steigerwald. Ich vermute, das liegt neben dem Therapieansatz der chinesischen Medizin zum einen daran, dass dort ÄrztInnen, KörpertherapeutInnen und Pflegepersonal wirklich eng zusammen arbeiten. Und zum anderen wohl auch daran, dass eine Reihe von Ihnen selbst PatientInnen der Klinik sind oder waren.

Zumindest in meinem Falle ist die chinesische Medizin zugleich praktische Psychotherapie. Weil man als PatientIn selbst so viel tun muss, bleibt auch mir gar nichts anderes übrig, als mich um mich zu kümmern. Beim morgendlichen Qi Gong muss ich zwangsläufig wahrnehmen, wie es mir – vom Haaransatz bis zu den Fußsohlen – geht. Überhaupt muss ich viel mehr auf mich achten. Meine mich ambulant behandelnde Klinikärztin will schließlich am Telefon alles Mögliche wissen, bevor sie für meinen Dekoktnachschub sorgt.

Und seit dem letzten Klinikaufenthalt im Frühjahr versuche ich mich sogar in einer Art Selbstakupunktur. Mein Arzt hat mir wegen meiner Augenprobleme kleine, eigentlich für die Ohrakupunktur bestimmte Nädelchen mitgegeben. Mit Hilfe der Abbildungen in meinem alten Akupressurbuch und dem praktischen Unterricht in der Klinik habe ich mir besonders bei Nackenproblemen und Depressionen schon erstaunlich gut helfen könne. Der praktische Unterricht besteht übrigens darin, dass die begnadeten Akupunkteure der Klinik ihre PatientInnen auch bei der Akupunktur eigenverantwortlich einbeziehen. Zum einen findet vor jeder Akupunktur ein ausführliches Gespräch statt. Zum anderen werden die Nadeln in der Regel nicht – wie sonst üblich – einfach reingestochen, sondern gemeinsam mit den PatientInnen wird z. B. durch Drücken auf verschiedene Stellen des in Frage kommenden Bereiches der beste Akupunkturpunkt festgestellt. Auch in diesem Bereich der chinesischen Medizin bin ich als Patientin eigenverantwortlich und mündig.

Sommer 2010

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